Ich habe heute für diesen Newsletter zwei herausragende Grüntees aus dem Süden Japans ausgewählt. Beide Tees haben einen sehr eigenen Charakter und sind handwerklich großartig produziert. In den voran-gegangenen Tee-Empfehlungen habe ich Ihnen Schattentees aus dem Teegarten in Shibushi vorgestellt. Mit dem Shibushi Gyokuro Premium möchten wir nun den wundervollsten dieser Reihe mit Ihnen teilen.
Von der Qualität der Tamaryokucha-Tees, die im National Tea Contest ausgewählt und prämiert werden, bin ich Jahr für Jahr verblüfft. Sie unterscheiden sich deutlich von den klassischen Tamaryokuchas. Der Ureshino Kamairicha Tamaryokucha Competition 2022 ist ein wahrer Spitzentee und das zu einem wirklichen guten Preis.
Ein wunderbar komponierter Gyokuro aus Shibushi auf der Insel Kyushu im Süden von Japan - mit großer Sorgfalt produziert und in diesem Jahr ein wenig stärker erhitzt. Dadurch erhält dieser Spitzengyokuro eine schöne Klarheit und Transparenz. Wie schimmernde Tannennadeln erscheint das Blatt beim Betrachten. Die Tasse leuchtet in mattem Lindgrün und duftet nach frischen Kräutern. Das Mundgefühl erinnert an flüssige Seide. Der Shibushi Gyokuro Premium ist extrem weich und harmonisch. Auf der Zunge überzeugt mich dieser hochelegante Grüntee durch seine feinen Kräuternoten. Dieser Gyokuro hat eine sehr differenzierte Tanninstruktur. Sie verbindet sich äußert harmonisch mit der dichten und präsenten Süße von frischen Erdnüssen und Paranüssen. Ein Schattentee in perfektem Gleichgewicht. Zur Beurteilung des Geschmacks-bildes japanischer Grüntees betrachtet man die Balance dreier Bestandteile. Shibumi mit seinen beiden Komponenten von Herbe und Eleganz dazu Umami, die typische Grünteesüße. Letztere entdecke ich im Abgang noch in der feinen Frucht von Honigmelone, die sehr zart und wie ein kristallklares Echo klingt. Der Shibushi Gyokuro Premium ist ein sehr eigenständiger Gyokuro, der durch die etwas stärkere Erhitzung ein ganz neues feines Gesicht zeigt.
Im Süden Japans liegt Ureshino, eine für Tamaryokucha berühmte Stadt, aus der unser diesjähriger Competition Kamairi Tamaryokucha stammt. Die Bezeichnung Kamairi steht für das trockene Erhitzen des Blattgutes im Gegensatz zur Erhitzung über Dampf, was bei den meisten japanischen Grüntees zum Einsatz kommt. Das Blatt aus dem Kultivar Yabukita ist tiefgrün und gekräuselt, nicht, wie typischerweise, zu Nadeln gerollt und fällt damit in die Kategorie Tamaryokucha. Sein Duft ist hell, offen und frisch. Seine Struktur ist sehr klar und entfaltet sich in die Weite. Er schmeckt süß, würzig und zugleich nussig. Dazu gesellt sich helles, feines weißes Gemüse. Der Tee ist strahlend und hat sehr fein strukturierte Tannine, die sich wie ein leuchtendes Farbband rund durch den Mundraum entwickeln. Im Nachklang ist der Ureshino Tamaryokucha sehr ausgewogenen und dezent fruchtig. Ein ungemein spannender Tee in seiner Kategorie des National Tea Contest, der mir sehr viel Freude bereitet.