2017/10 Japan/ Chinareise: Ban Pen und Lao Banzhang-auf dem Pu Erh Olymp.

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Wir fahren nach Lao Banzhang. Der Weg führt uns über die Landstraße, dann biegen wir scharf links ab. Nach einigen hundert Metern geht es hinauf in die Berge. Als wir 2013 diesen Weg fuhren saßen wir in 4-Wheelcars und das war bitter nötig. die Straße ist eher eine Piste, wie ich sie aus Nordafrika in der Wüste kenne. Gelbroter Lehmboden, Steine, keine kleinen Steine, richtige Brocken, Schlaglöcher und hin und wieder ein Auto, das im Graben, oder mit den Vorderrädern über dem Abgrund hängt. Jetzt fahren wir über eine Pflasterstraße Güteklasse B. Das ist o.k. für uns und für den Bus. Erstes Ziel ist He Kai.

Exkurs:   Pu Erh Pflanzen

1. Taidi Cha, stecklinggezogene Pflanzen, Plantagentee

2. kultivierte Pflanzen (samengezogen)

3. der Übergang von kultivierten Pflanzen zu wilden Pflanzen

4. wilde Teebäume, genuin aus Samen wild gewachsene Pflanzen, Gushu

Wie erkennt man dies? Die Setzlingpflanzen verzweigen sich schon dicht über dem Boden. Die Verzweigung der Äste der Samenpflanzen haben einen gewissen Abstand zum Boden. Samenpflanzen haben eine starke Wurzel und extrahieren deutlich mehr Nährstoffe aus dem Boden, eine Parallele zu alten Reben in der Weinwelt. So sind die Geschmacksstoffe in den Blättern deutlich facettenreicher.

Wichtig für die Qualtitätsentwicklung eines Pu Erh Tees ist zum einen die regionale Prägung, das Terroir und zum anderen die Gattung. Die Bodenbeschaffenheit, basisch oder sauer, mineralisch, eisenhaltig und das jeweilige Mikroklima entscheidet über den Regionaltypus.

Bild oben: ein alter Teebaum. Man erkennt dies am hohen Stamm, am Stammumfang und an den hellen Altersflecken.

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„Two leaves and a bud“ aus der ersten Pflückung. Das Blatt entspringt dem Zweig. Die Verbindung zum Zweig ist grün und weich und noch nicht verholzt. So erkennt man die wertvollen Blätter aus der ersten Ernte.P1060877

Dieses Blatt stammt vom selben Zweig. Es ist aber schon die 2. Pflückung. Der Ansatz ist länger und schon von fester Struktur und etwas holzig. Es ist natürlich wichtig first flush von zweiter Ernte zu unterscheiden.

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Yu läßt uns einige Teeblätter essen. man kann die jeweiligen Unterschiede deutlich schmecken, sie haben mehr Herbe oder schon mehr Süße.

Exkurs über das Pflücken:

Yu beklagt immer wieder die mangelnde Ausbildung der Pflücker. Oft wird das Pflücken von einfachen Arbeitern ausgeführt, die nicht genau wissen was sie tun. Sie pflücken auf Menge und werden nach Menge bezahlt. Ein guter Pflücker pflückt Tip und zwei Blätter. Die jungen Blätter läß er am Baum. So schützt er die Pflanze oder den Baum. Er kann sich von der Pflückung erholen und neue Triebe bilden. Wir sehen einige kranke Bäume, auch hier in Ban Pen, einer der Top - Regionen. Die Bäume treiben frühzeitig Samen aus und stehen unter Streß. Nur gemäßigt und gut geerntete Bäume bringen Jahr für Jahr einen regelmäßigen und qualitativ guten Ertrag. Das ist bei der Weinernte nicht anders. Man kann seine Reben und Bäume durch unsachgemäße Ernte ruinieren. Das Problem hier in dern Bergen ist das schnelle Geld, das man mit Tee verdient. Und die Ungeduld in die Ausbildung der Pflücker zu investieren. Manchmal eben auch nur Unwissen. Yu arbeitet gerne mit den Bauern aus Bo He Tan zusammen. Wir werden sie in einigen Tagen besuchen. Sie haben 30 Pflückerinnen ausgebildet, die das wertvolle Blattgut regelgerecht ernten. Eine gute Investition in die Zukunft.

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Eine Teepflückerin im Baum. Ihr Lachen ist ein lautes und heftiges Schnattern, das an  Wildgänse erinnert.

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Der Boden unter den Bäumen ist deutlich sichbar gelockert. Der mulchige Bodenbelag atmet. Hier ist alles Bio, gottgegebenes Bio.

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Blick auf das zweitberühmteste Dorf  in den Bulang Bergen, wo ein hocheleganter und extrem teurer Pu Erh - Tee produziert wird, Ban Pen.

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Mao Cha, Rohtee in Ban Pen, gut sortiert.

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Die aussortierten Blätter eines Ban Pen Pu Erh werden von den Bauern selbst getrunken. Heute werden sie oft noch mit verkauft.

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 Bäuerin bei der Sortierung von Mao Cha.

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Das Blatt links wird behalten und kommt ins Töpfchen, das Blatt rechts kommt ins Kröpfchen, wie bei Aschenputtel.

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Man sieht vor jedem Haus und in jedem Hof die Sortierer bei ihrer Arbeit. Wir befinden uns in der Haupterntezeit.

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Wir probieren  Ban Pen Mao Cha 2017. Der Tee erscheint breit und samtig auf der Zunge. Feine Fruchtnoten, zunächst ein Duft nach Seafood und Austern, etwas verspielt,  fein, ein reicher Abgang. Die Textur ist elegant samtig, mit einer feinen Adstringenz. Ein sehr guter Tee 2017. Ein sehr sehr teurer Tee 2017.

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Der König des Walds, ein sehr alter und berühmter Gushu. (ca. 800 Jahre)

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Die Königin des Walds (Gushu ca. 700-800 Jahre)

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Teeblätter im Schatten.

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Der Tee wird gekocht. Wir finden in der Übersetzung kein besseres Wort als gekocht. Man betrachte das Wort kochen als ein Bild, eine Metapher. Die frischen Teeblätter werden, nachdem sie sich im Schatten und in der Kühle eine Zeitlang ausgeruht haben, und dabei ein wenig Feuchtigkeit verloren haben,  in diesem Metallwok erhitzt. Wichtig ist bei der großen Hitze der richtige Schwung und der richtige Rhytmus. Zu Beginn des Kochens können die Teeblätter leicht verbrennen bei der großen Hitze im Wok. Hier ist großes Geschick von Nöten. Die Bewegungen des Wenders sind rhythmisch und schnell und regelmäßig. Die Hitze wird reduziert, kurz bevor die Blätter genug Feuchtigkeit verloren haben, sie verlieren fast 19 %. Die Bewegung des Arbeiters werden nun sparsamer.

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Das Kochen ist einer der zentralen Prozesse bei der Produktion von gutem Pu Erh - Tee. Ähnlich zentral wie der Prozeß der Oxidation bei Oolong. Yu spricht immer wieder von Bauern die sehr gut kochen können und von den Varianten des Kochens.

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Der Wok wird hier befeuert. Die Temperatur kann durch Nachlegen oder Herausziehen der Holzscheite geregelt werden.

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Links: Blätter gerade frisch geerntet. Rechts: Blätter nach dem Kochen. Sie verlieren 20 % an Feuchtigkeit.

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Teeblätter bei der Sonnentrockung. Dies ist ebenfalls ein zentraler Bestandteil der Produktion von gutem Pu Erh Tee.

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Ein Arbeiter breitet Blätter aus in Lao Banzhang. Typisch sind die blauen Dächter der kleinen Stadt.

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Nach dem Essen auf dem Hof singen die Frauen uns ein kleines Ständchen. Im Vordergrund unsere Freunde aus Kiel. Sie haben richtig Spaß.

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Wir probieren Lao Banzhang Mao Cha 2017:

breit, samtig in der Textur, feine Früchte, der Abgang ist langanhaltend, die Fruchtnoten spiegeln sich lange auf der Zunge wieder.

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Wir probieren Lao Banzhang Shou 2016 Mao Cha:

Der Duft von süßer Melasse, weiche Textur, Samt und Seide. Der Tee wurde 2016 produziert. Er wird in diesem Jahr gepreßt, immer ein Jahr später. Das wird ein großer Tee.

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Exkurs: Yu arbeitet mit zwei hiesigen Kollegen an einem Patent für die Produktion von Shou Pu Erh aus Gushu Bäumen. Der Tee fermentiert bei 65 Grad unter Feuchtigkeit. Er wird alle sieben Tage gewendet. Nach 58 Tagen ist er fermentiert. Die Detailarbeit ist natürlich wesentlich komplexer.

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Unser Abendessen in einem fantastischen Restaurant am See. Die Abendsonnen auf wildem Gemüse, drei verschiedenen Suppen, Schwein im Honigmantel großes gedämpftes Ei. Das war unser bestes Essen bislang. Die Frische und die Aromatik der einzelnen Produkte ist unschlagbar

Tea - Tasting auf dem Zimmer von Yu:

Ban Pen 2017, Blend von jungen Bäumen und Gushu (100 - 300 Jahre): fein, elegant, klar, leichter Abgang, schmaler Körper. ein wenig zu filigran, ein guter Tee, ein sehr teurer Tee.

Lao Man´E aus Bulang Shan: Kraft und Elegnaz, Wucht und Süße, und schon eine kräfige Adstringenz. Die Lao Man´ Tees habe eine herrlich kantige und charktersttarke Präsenz. Menglin Chou nennt ihn die schwarze Madonna.

Dong Ding 1960: richtig gelesen, wir trinken einen Tee aus einem Jahr, an dem viele noch nicht gebroren waren. Der Duft von Anis, Zimt, Blüten, Kandis, Lakritz, zitronenähnliche Holznoten. Man muss diesem Tee einfach einmal im Leben getrunken haben.

Er beruhigt die gereizten Pu Erh Sinne unserer Freunde. Es herrscht Harmonie im Zimmer. Wir gehen froh auseinander.

 

 

 

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