2018/4 Japanreise: Was für ein fucking Steingarten!

 

Was für ein fucking Steingarten!

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Wir probieren heute morgen die Schalen von Takemura Shigeo im Vergleich zu unseren Reiseschalen. Der Baxian Shui Xian ist fruchtig und dynamisch und harmonisch in unseren Schalen aus Taiwan. Derselbe Tee schmeckt in den Schalen von Takemura Shigeo etwas schlanker und komprimierter. Die Schale mit der Rebholzglasur hat ein wenig mehr Holz süße Vanillenoten.

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Heute ist Zen-Sightseeing. Wir waren fleißig die letzten Tage und belohnen uns mit einem Tag im Daitokuji-Tempel. Es ist ein großes Vergnügen in der herrlichen Morgensonne durch die kleinen Seitenstraßen von unserem Apartment, es liegt an der Horzintalverlängerung des südlichen Kaiserpalasts, zum Daitokuji-Tempel im Norden zu fahren. Mal halten wir plötzlich an, weil Jiri wieder irgendwelche Teetöpfe in den Schaufenstern entdeckt hat. Manchmal bremst er so plötzlich, das ich ihm aufs Schutzblech, beziehungsweise auf den Ständer fahre. Wir haben einfache Hollandräder gemietet. Die Sättel sind wohl auf japanische Frauen eingestellt. Wir sehen beim Radeln aus wie Affen auf dem Schleifstein. Aber es macht Spaß.
Der Eingangsbereich zum Daisen-In. Es ist ein Untertempel im Daitokuji-Distrikt.
Hier hat der Teemeister Rikyu gelebt. Leider kann ich außer der Schuhablage nichts fotografieren. Es herrscht strengstes Fotografierverbot.

Diese Kiefer hat der alte Kaiser vor dem Daisen-In gepflanzt. Die Kiefer war beim meinem Besuch 2012 schon etwas angeschlagen. Jetzt scheint wohl der Blitz eingeschlagen zu haben, es gibt  Brandspuren. Oder der Baum musste drastisch beschnitten werden. Eine majestätische Kiefer, früher, aber auch jetzt.

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Leider kann ich diese faszinierende japanische Gartenarchitektur aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts nicht in Bildern zeigen. Der Verlauf des Gartens mündet in eine fast leere Fläche aus nahezu weißem Kies. Es sind zwei kleinere spitze Hügel, ebenfalls aus Kies aufgehäuft. Der ganze Steingarten scheint wie in einem Fluß zu sein, eine einziges immer wieder Bewegen, Schwingen, Wellen der Ewigkeit, „Der Ozean“. Jiri und ich sitzen still hier, eine Weile ganz alleine.

Der Frühlingswind weht kräftig, die Sonne ist schon recht stark. Weit im Hintergrund das Plappern und Kichern von  drei japanischen Schülerinnen, die mit dem Mönch scherzen. Oder vielmehr, er scheint mit ihnen zu scherzen.

Es hat gerade keine Zeit. Es ist nur jetzt, nur Wind, Plappern, Kichern, Atmen, Wellen, die kommen, gehen. Ich bin hier. Jetzt.

 Einige Mönche im Gespräch.

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Wir stolpern fast zufällig in den Ryogen-In. Hier finden wir einen der faszinierendsten und berühmtesten Steingärten Japans.

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Totekiko ist der kleinste Steingarten der Welt.

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 Auf der Kopfseite des Ryogen-In sehen wir diesen mit Moosflechten bedeckten Garten, der seine Farbe und Struktur gemäß der Jahreszeiten wechselt.

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Isshidan ist ein Wunder aus Steinen und Raum. Neben dem Ryoanji der für mich faszinierendsten Steingarten in Japan.

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Die Aufteilung zwischen den einzelnen Inseln ist großartig. Der Garten strahlt eine majestätische Größe und fulminante Wucht aus.

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Wir sitzen schweigend, still atmend, gefühlt atemlos.

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Beim Hinausgehen raune ich Jiri zu: Was für ein fucking Steingarten!

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Er antwortet: Hey, was für ein toller Titel für deinen Blog.

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Im Rakumuseum nahe dem Kaiserpalast. Eine kurze Erklärung mit Bild zeigt wie Rakuwerke entstehen.

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Hier eine kleine Auswahl der ausgestellten Objekte. Die großen Schalen aus dem Jahrhundert, von Chojiro und anderen großen Künstlern aus der Rakudynastie, darf man nicht fotographieren. Aber sie stehen hier im Museum. Man kann es nicht glauben.

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 Dazwischen alte No-Masken. Ich habe eine Kriegermaske ausgesucht, weil die so schön grimmig schaut und schwarze Zähne hat.

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Rakuvasen in der Form von Handtrommeln.

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Am Schluss noch zwei Black Raku Schalen, die ich fotografieren durfte.

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Der Hakuhodo-Store in der Innenstadt von Kyoto. Ich hatte den Auftrag für einen Freund eine Auswahl von Pinseln, Schminkpinsel zu besorgen. Nein, nicht was Sie denken! Ich soll die Pinsel für seine Freundin besorgen. Sie sammelt Pinsel und sie benutzt diese auch.

Der ultimative Hersteller kommt natürlich aus Japan und heißt Hakuhodo. Sie haben einen Flagstore in Kyoto. Die machen aus allem was Fell hat, vier Beine hat und auf der Erde herumläuft, hochelegante und feinste Pinsel.

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Das Geschäft ist im modernen Kyotostyle gestaltet.

Diese Pinselflucht hat mich sehr an meinen kleinsten Steingarten heute Mittag im Ryogen-In erinnert. Es hat hier eine ähnliche Klarheit und Ruhe.

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Die Sonne geht unter in Kyoto. Es wird empfindlich kalt. Wir sitzten noch ein paar Minuten auf der Uferböschung und schauen den Radfahrern und Fußgängern zu.

Die junge Frau scheint plötzlich wie aus der Zeit gefallen.

 

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