2019/7 Teereise Taiwan: In der Daxi-teafactory
Wir sind eine Nacht in den Bergen des A-faya-Volks. Die Landschaft ist bergig. Die Berge sind mit einem dichten grünen Pelz überzogen. Unten im Tal ein reißender Fluss, an dem Dutzende Fischer ihr Glück versuchen. Jiri und ich suche frühmorgens einen Pfad in dem Regenwalddickicht zu finden, vergebens.
Die A-Faya gehören zu den ursprünglichen Bewohnern der Inseln. Sie stammen aus Polynesien. Wir haben uns schon über die eigenwilligen Schilder gewundert im kleinen Dorf hinter dem Hotel.
Es ist ein sehr gastfreundliches und naturverbundenes Volk. Menglin erählt von einem Erntefest, das sich über drei Tage zog. Essen, Tanz, schlafen und wieder Essen Tanz und schlafen. Alles in einer herzlichen und einnehmend freundlichen Gemeinschaft.
Eine kleine Gasse direkt hinter unserem Hotel, das direkt auf Stelzen an den Berghang geklebt ist. Man hat den Dorfbewohner quasi den Blick in das wunderschöne Tal durch einen Betonklotz verbaut. Es gibt in diesem Tal sehr viele dieser Hotels, die direkt am Berghang gelegen sind. Zu viele. Die Dorfbewohner werden am wenigsten von diesem Tourismus und diesen Investitionen profitieren. Sicherlich ein großer Konflikt zwischen den geschäftstüchtigen Han-Chinesen und den A-faya-Menschen.
Am Morgen probieren wir Sommerkimonos an. Wer wird Mister oder Miss-Kimono mit Langnase?
Mr./Miss Kimono 1
Mr./Miss Kimono 2
Mr./Miss Kimono 3
Mr./Miss Kimono 4
Besuch in der Daxi-teafactory.
Die Teafactory gibt es seit 1899. Aber 1920 wird in der Fabrik Schwarztee hergestellt. Zuvor hatte man hier auch Oolong produziert. Der Zeitgeschmack und das damalige Marketing forderte Tees vom Typ des sehr populären Keemun. Die Marke war „Nitto Black“. Die Factory produzierte Tonnen Tee im Jahr. Im Jahr 1946 übernahmen die Chinesen die Factory von der japanischen Besatzungsmacht und nannten sie Ta`Chi.
Die alte „Jackson“ Rollmaschine von1928, Inhalt 200kg. Unser Guide sagt, wir nennen die alten Maschinen hier Omis.
Eine alte Trockungsmaschine.
Der Plan für die heutige moderne Factory, inder wieder mit großem Erfolg produziert wird. Von Mitte März bis Mitte Juni produziert man hier Grüntee von den frischen Blättern. Mitte Juni bis Mitte September wird Schwarztee produziert. Dann bis Ende November noch einmal Grüntee. Alles nach Bio-Standart
Die alte Sortiermaschine funktionierte mit einem Luftstrom und sortierte das Blattgut nach Gewicht, von rechts nach links, schwer zu leicht. Links lag das feinste Blattgut, rechts Dust und dann Broken.
Rolling Drum Maschine. In ihr wurde auch Fancy Oolong produziert.
Blick von der Daxi-factory in die Wolkenberge.
Wichtig bei der Produktion von Schwarztee ist der Welkprozeß. Im Gegensatz zur Oolongproduktion wird Schwarztee nicht an der Sonne gewelkt, sonder nur im Schatten. Der Prozeß kann über einen Tag dauern.
Hier die Welkbahnen in der Daxi-Fabrik. Wir sehen über den Bahnen kleinen grüne Hängematten. In denen wird Tee schon vorgewelkt, wenn die Bahn noch belegt ist. Die Daxi-Fabrik produzierte rund um die Uhr. So konnte kein Produktionsstau entstehen. Unter den Bahnen konnte Luft von unten nach oben zirkulieren. Die heiße Luft vom Heater im Erdgeschoss stieg auf und hat den Welkprozeß im ersten Stock beschleunigt. Am Ende des großen Raumes war ein Ventilator angebracht um frische Luft einzublasen. Links und rechts sehen wir große Fensterfronten, ein wenig wie im Baushausstil. Auch sie sorgen für eine perfekte Belüftung. Über das Öffnen und Schließen wurden Temperatur und Feuchtigkeit kontrolliert. Ein mit genialer Architektur perfekt klimatisierter Arbeitsraum. Und eneriesparend dazu.
Der Blick aus den hohen Fenster im Welkraum.
Der Blick vom Welkraum aus in den ersten Stock, wo die Blätter gerollt und erhitzt werden. Die Verbindung ist offen. Die heiße Luft kann nach oben steigen und nützt dem Welkprozeß. Der untere Raum wird kühler, also natürlich klimatisiert.
Der Tee wird zum Trocknen ausgelegt. Das Holz ist aus rote Zypresse.
Die beeindruckende Raumgestaltung der Daxi-Fabrik. Der gesamte Holzskelettbau ist aus roter Zypresse. Die Hölzer stammen alle aus den Ali Shan-Bergen. Auch die olivfarbenen senkrechten Träger sind aus demselben Material. Kann man heute leider nicht mehr bauen, meint Atong, ist viel zu teuer.
Ein kleiner Exkurs von Atong Chen über die Zeit der japanischen Besatzung. Er meint, es war wirklich nicht alles schlecht unter den Japanern. Sie haben uns fließende Wasser bebracht, Strom, die Eisenbahn, und die Teekultur. Er sieht die Daxi-factory als ein Beispiel dafür. In Festlandchina gab ein noch keine Eisenbahn, und auch alles andere war unterentwickelt.
Menglin meint etwas später, dies ist die Sicht der Menschen aus der Generation von Atong und ihrenm Vatern. Sie schätzen die Zeit der Entwicklung unter der japanischen Besatzung sehr. Die Befreiung durch Chiang Kai-shek deuten sie als einen Rückschritt und keinen Grund zur Freude. Die jüngere Generation, so Menglin sieht dies allerdings ein wenig anders und differenzierter.
Die klassische Blattgradierung von Schwarztee. Von „Tip“ der höchsten Stufe, also „two leaves and a bud“ über “Pekoe” bis zu “Souchong”.
Eine Bibliothek von Pu Erh-Tee.
Teatime in der Daxifactory. Wir probieren die hier produzierten Tees: Hongyu, Mixiang und Oriental Beauty. Der Oriental Beauty hat wirklichen Zikadenbefall meint Atong Chen. Aber die Produktion ist nicht gut zu Ende gebracht. Der Tee hätte länger welken müssen. Es ist der einzige Tee, der uns schmeckt. Nicht ganz „good tea, bad tea“, aber auch nicht wirklich toll.
Die Süßigkeiten sind wunderbar, in Tee gekochte Eier, großartig, weiße Pralinen aus Bohnen.
Der Gründer von Taiwan, Chiang Kai-shek. Er hat nach dem verheerenden Brand in der Daxi-factory im Jahr 1956 den sofortigen Wiederaufbau der Fabrik massiv unterstützt. Die Fabrik war ein Aushängeschild für das wirtschaftliche beginnende Taiwan, das sich damals Republik China nannte.
Die Mitarbeiterin wirkt ein wenig erleuchtet neben dem Staatsgründer und Förderer der Daxi-factory.