Mingjian Si Jichun Tanbei – ein wundervoller Holzkohle-Oolong
In diesem Winter hat uns Teemeister Chen aus Taipeh mit einem herrlichen Holzkohle-Oolong überrascht. Als wir ihn vor einigen Jahren besuchten, zeigte er uns, wie diese spezielle Art der Röstung früher praktiziert wurde. Er führte uns in ein altes, traditionelles Teegeschäft in Taipeh. Dort brachte er uns in einen dunklen Raum mit Steinfußboden, in den Löcher eingelassen waren. Die Löcher waren die Feuerstellen, in denen die Holzkohle entzündet wurde. Der Tee wurde in reusenförmige Körbe gefüllt und über das schwelende Feuer gestellt.
Ich hatte mich oft gefragt, wo und wie Atong Chen seine Tees röstet. Er nutzt für die Röstung seines Si Jichun ein großes Keramikgefäß, das mitten in seinem Büro steht. Das Gefäß aus schwarzem Ton gleicht einer überdimensionalen, bauchigen Vase und entspricht der klassischen Feuerstelle, wie sie in vielen Häusern Taiwans zu finden ist, die keine Heizung besitzen.
Atong Chen füllt die Vase mit spezieller Holzkohle, die wenig Rauch entwickelt. Über die glühende Holzkohle streut er eine dicke Schicht Asche, um die Temperatur und Intensität der Glut zu regeln. Das Blattgut wird in einem Bambuskorb, dessen Boden aus Drahtgeflecht besteht, über die Glut gestellt. Der Röstvorgang dauert mehrere Stunden und erfüllt den Raum mit einem dichten, fruchtigen und fein-rauchigen Duft, der große Lust macht auf den fertigen Oolong.
Unser Mingjian Si Jichun Tanbei hat ein dunkelbraunes, zu schönen Kügelchen geformtes Blatt. Er duftet nach exotischen Kräutern und offenem Feuer. Die Struktur ist klar und eher dicht. Im Mund entsteht ein überaus angenehmes, samtiges Gefühl. Wilde Kräuter und elegante Fruchtnoten spielen harmonisch und tänzerisch miteinander. Helle und frische Röstnoten lassen den Oolong lebendig erscheinen. Der Mingjian Si Jichun Tanbei ist wie ein offenes, leicht glimmendes Feuer, das wohlig knistert und wärmt.
Außerdem haben wir einen großartigen Schwarztee aus Nepal eingekauft. Er stammt vom Pathivara Tea Estate, das auf 2000 m Höhe liegt. Der Tee wird nach organischen Kriterien angebaut, ist allerdings nicht zertifiziert. Das sehr schön geformte Blatt ist tiefschwarz wie ein dunkler Tannenwald und verströmt einen süßen, malzigen Duft. Auf der Zunge entsteht eine Komposition aus Getreidenoten, die mich an Malzbonbons erinnern. Dazu gesellen sich feine und helle Holznoten, die mit einer Spur Vanille und süßen Honigtönen abgerundet werden. Der Pathivara Black Forest hat eine strahlende Kraft gepaart mit harmonischer Säure. Endlich wieder ein großer Schwarztee aus dem Himalaya!